Bei Typ-2-Diabetes ist der Blutzucker vor allem deshalb erhöht, weil der Körper auf das zuckersenkende Hormon Insulin nicht mehr richtig anspricht. Die Veranlagung ist erblich, Auslöser sind Bewegungsmangel und Übergewicht
Wann spricht man von Diabetes?
Diabetes liegt vor, wenn der Nüchtern Blutzucker 126 mg/ dl (7,0 mmol/l) oder mehr und der Blutzucker-Langzeitwert 6,5 Prozent oder mehr beträgt.
Welcher Arzt behandelt mich?
Die meisten Typ-2-Diabetiker werden vom Hausarzt betreut. „Wenn der Diabetes Folgekrankheiten ausgelöst hat, etwa an Nieren oder Augen, sollte ein Diabetologe in die Behandlung einbezogen werden", rät Dr. Jolanda Schottenfeld-Naor aus Düsseldorf. Das empfiehlt sie auch, wenn sich die Zuckerwerte nicht verbessern oder falls ein Wechsel von Tabletten auf Insulin erforderlich wird.
Welche Therapien gibt es?
Meistens lässt sich der Blutzucker bei Typ-2-Diabetes deutlich senken, wenn man Übergewicht abbaut und sich regelmäßig bewegt. Beides verbessert die Insulin Empfindlichkeit der Körperzellen. Dann kann das Hormon Insulin den Zucker aus dem Blut leichter in die Zellen schleusen, die ihn als Energiequelle verwenden. Viele Typ-2-Diabetiker bekommen aber zusätzlich blutzuckersenkende Tabletten. Im Lauf der Zeit - bei sehr hohen Werten eventuell auch sofort nach der Diagnose - wird häufig eine Insulintherapie nötig. Sie ist meist weniger aufwendig als beim Typ-1-Diabetiker, der kein Insulin bildet.
Muss ich jeden Tag Zucker messen?
Ein „heißes" Thema, denn die Kassen bezahlen Typ-2-Diabetikern, die kein Insulin spritzen, Blutzuckerteststreifen nur in Ausnahmefällen. Oft ist es bei Typ-2-Diabetes auch nicht nötig, täglich oder mehrfach täglich den Blutzucker zu messen. Diabetologin Jolanda Schottenfeld-Naor rät ihren Patienten vor allem in der Anfangszeit zu häufigeren Kontrollen. „Da durch entwickelt man ein Gefühl dafür, wie der Blutzucker in bestimmten Situationen reagiert, nicht nur auf Mahlzeiten, sondern zum Beispiel auch auf Bewegung oder Stress", sagt Schottenfeld-Naor. Diese „Rückmeldung" kann sehr hilfreich sein, wenn man sich zu einem gesünderen Lebensstil motivieren will. Wie häufig man den Blutzucker auf Dauer kontrolliert, bespricht man mit dem Arzt. Bei Typ-2-Diabetikern, die Insulin spritzen, hängt die Häufigkeit auch davon ab, wie oft und welches Insulin sie spritzen und wie stabil ihre Zuckerwerte sind. Wichtig: Das Messen sollte man sich in einer Diabetes-Schulung zeigen lassen.
Wie oft soll ich zum Arzt?
Wer Typ-2-Diabetes hat, sollte mindestens einmal im Quartal zum Arzt. Dieser misst unter anderem den Blutzucker Langzeitwert HbAlc, der ihm hilft, zu beurteilen, ob die Therapie geändert werden muss. Bei vielen Diabetikern sind auch die Blutdruck- und Cholesterinwerte zu hoch. Auch diese müssen immer wieder kontrolliert und bei Bedarf eingestellt werden. Der Arzt fahndet zudem regelmäßig nach Folgekrankheiten des Diabetes, etwa einer Nierenschwäche oder Nervenschäden (siehe Kasten auf Seite 20). Früh erkannt, lassen sich diabetesbedingte Gesundheitsprobleme in vielen Fällen verhindern -während „verschleppte" Schäden oft nur schwer rückgängig zu machen sind.
Wo bekomme Ich eine Schulung?
Bitten Sie Ihren Arzt, Sie möglichst bald, nachdem der Diabetes erkannt wurde, zu einer Schulung zu überweisen. Dort er fahren Sie alltagsnah und auf Ihre persönlichen Bedürfnisse abgestimmt, wie Sie zum Beispiel gesünder leben können: etwa wie Sie mehr Bewegung in Ihren Alltag einbauen oder beim Kochen dick machendes Fett vermeiden können. Und natürlich auch, wie Sie Ihren Blutzucker oder Blutdruck richtig messen. Schulungen finden bei auf Diabetes spezialisierten Hausärzten oder in diabetologischen Schwerpunktpraxen statt. Die Kasse bezahlt sie, wenn man sich in ein Disease-Management-Programm (DMP) einschreibt.
Brauche ich eine Diabetes-Diät?
Typ-2-Diabetes bekommt man nicht von Süßigkeiten, sondern vor allem deshalb, weil man zu viel Fettgewebe angehäuft hat und sich zu wenig bewegt. Das Ziel der Ernährungsumstellung heißt also: die Kalorienbilanz verbessern. Dazu gehört, Fettes und Süßes auf ein vernünftiges Maß zu beschränken. Was dabei hilft: mageres Fleisch, fettarme Wurst, fettarme Milchprodukte verwenden, von Weißmehl- auf Vollkornprodukte um steigen und viel kalorienarmes, aber vitaminreiches und magenfüllendes Gemüse sowie Obst zu essen. Empfohlen werden drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst am Tag. Eine Hilfe für den Einstieg kann übrigens die Genuss-Diät sein, die Sie in jeder Ausgabe des Diabetes Ratgebers finden. Viele Menschen haben damit schon erfolgreich ihr Übergewicht abgebaut.
Warum ist Bewegung wichtig?
Bewegung steigert die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen. Dadurch sinkt der Blutzucker. Auch der Blutdruck und die Cholesterinwerte bessern sich, das Abnehmen geht leichter. „Bevor man sich aber ins Fitnessstudio stürzt, sollte man unbedingt mit dem Arzt klären, wie intensiv und häufig man sich belasten darf", sagt Diabetologin Schottenfeld-Naor. Allgemein wird empfohlen, an fünf Tagen in der Woche mindestens 30 Minuten Sport zu treiben - etwa zu walken oder Rad zu fahren. Und zwar so, dass man leicht ins Schwitzen, aber nicht aus der Puste gerät. Wem das nicht liegt, für den können auch ausgedehnte Spaziergänge eine Alternative sein. „ 10000 Schritte am Tag sollten zusammenkommen", sagt Schottenfeld-Naor. Eine Motivationshilfe kann dabei ein Schrittzähler sein, so die Erfahrung der Ärztin. „Viele Menschen packt damit der Ehrgeiz, und sie fangen an, ihr Laufpensum freiwillig zu erhöhen." Ein Ansporn zu regelmäßiger Aktivität kann gerade für ältere Menschen auch die Teilnahme an einer Diabetes- oder Reha-Sportgruppe sein. Wo es diese gibt, kann man beim Arzt oder der Krankenkasse erfragen. Verschreibt der Arzt die Teilnahme, wird sie in der Regel sogar von der Krankenkasse bezahlt.
Diese Kontrolltermine sind wichtig
• Vierteljährlich: Messung von HbA1c, Blutdruck, Cholesterin
• Jährlich: Inspektion der Füße (einschließlich der Durchblutung der Bein-Arterien), Test auf Eiweiß im Urin, Kontrolle der Netzhaut beim
Augenarzt. Für alle Untersuchungen können im Einzelfall auch häufigere Termine vereinbart werden.
Quelle: Diabetes-Ratgeber